Sommer, Sonne, Seekrank
Nach der unglaublich schönen Paddle-Tour in Paihia fuhren wir am nächsten Morgen weiter.
Wir wollten Strand.
Der Name „Sandy Bay“ klang verheißungsvoll, also machten wir uns auf den Weg ins ca. 100 Kilometer entfernte Matapouri.
Kurz hinter Paihia ging es allerdings nicht weiter. Straßenbauarbeiten. Die Empfehlung hieß, einen Bogen ins Landesinnere zu machen und später wieder auf die Straße aufzufahren. Wir sahen allerdings in unserer Landkarte, dass eine „Minor Road“ (Nebenstraße) parallel zur gesperrten Straße lief und dachten uns: Bingo. Wieso den großen Bogen fahren, wenn es auch direkt geht? Zugegeben das Schild „Nicht für Wohnmobile und größere Fahrzeuge geeignet“, hätte uns stutzig machen sollen, aber naja. Die Fahrt war dann etwas abenteuerlich, über lehmige Straßen mitten durch den Dschungel. Aber Benjamin hatte seinen Spaß und wir kamen heil am anderen Ende an - auch wenn wir wahrscheinlich nicht wirklich Zeit gespart hatten.
Wie es der Zufall so wollte, kamen wir direkt vor Kawakawa aus dem Busch. Ein Ort, der wahrscheinlich bei niemandem Beachtung gefunden hätte, wenn nicht gerade Friedensreich Hundertwasser hier ab den 70ern und bis zu seinem Tod gelebt hätte und seine Fußspuren hinterlassen hätte. Ein Grund mehr nach dem Höllenritt hier eine Pause einzulegen und die öffentliche Toilette zu besuchen, das wohl schönste stille Örtchen Neuseelands.
Frisch gestärkt erledigte sich die restliche Strecke fast von selbst. Am frühen Nachmittag kamen wir an einem herrlichen Sandstrand an, an dem wir beschlossen hier über Nacht zu bleiben.
Angetrieben von unserer Abenteuerlust fuhren wir am nötigsten Morgen nach Tutukaka weiter. Hier sollten im Sommer Schnorcheltouren zu den Poor Knights Islands starten. Aufgrund des Zyklons, der Neuseeland weiter südlich getroffen hatte, waren wir uns nicht sicher, ob die See zu rau war. Aber am Hafen abgekommen, versicherte uns der Anbieter, dass es sicher ein perfekter Tag werden würde.
Gegen 11 Uhr betraten wir das Schiff, dass uns zu der unbewohnten Inselgruppe bringen sollte, deren vorgelagerte Riffe Jacques Cousteau einmal als eine der schönsten weltweit beschrieb.
Bei der Sicherheitseinweisung erzählte der Kapitän uns, dass die Flut gerade reinkäme und die Wellen deswegen bis zu 2 Meter hoch seien würden. Das hörte sich erst einmal recht unspektakulär an, führte aber dazu, dass Sophie seekrank wurde.
Nicht einmal die Delphine, die uns das letzte Stück zu den Inseln begleiteten, konnte da mehr Ablenkung verschaffen...
Nach einer Stunde waren wir da. Die Crew war stetig bemüht über die Übelkeit hinwegzuhelfen. Im Wasser abkühlen, Pfefferminztee trinken, etwas essen. Nichts half. Der arme Benjamin musste auf Jonas aufpassen und konnte nicht ins Wasser. Nach einiger Zeit war es dann so schlimm, dass zum ersten Mal in Sophies Leben die Spucktüte herhalten musste. Danach war die Erleichterung groß und Benjamin konnte endlich das Paddle-Board testen und etwas schnorcheln.
Nach 2,5 Stunden in der Bucht fuhr uns der Kapitän noch einmal um die Inseln und zeigte uns wie Wellen über Jahrtausende Felstore und riesige Höhlen geschaffen haben. Darunter „Rikoriko“, die größte bekannte Meereshöhle der Welt, in die unsere nicht gerade kleines Schiff sogar reinfuhr.
Nach einem doch versöhnlichen Ende, aber mit dem großen Wunsch nach einer warmen Dusche, steuerten wir einen Campingplatz in Whangarei an.